Geb. am 29. Mai 1963 in Alsfeld bei Kassel, aufgewachsen in Nieder-Ohmen bei Kassel. Geschwister: Zwei ältere Brüder, Günther (Jahrgang 1956) und Klaus-Dieter, noch aus der ersten Ehe der Mutter Gisela; zwei jüngere Schwestern, Carmen (Jahrgang 1964) und Monika (1965). Der Vater Karl-Heinz (Jahrgang 1940) hatte schon vor Stephans Geburt eine kriminelle Laufbahn inklusive mehr als zwei Jahre Knast wegen Autodiebstahl und Einbrüchen hinter sich, jobbte zwar zur Zeit der Geburt Stephans als Straßenbauer, blieb jedoch nach einer kurzen Phase der Abstinenz dem „Milieu“ verhaftet. 1966 verließ er die Familie und stieg als Zuhälter in ein Frankfurter Bordell ein. Da er jegliche Unterhaltszahlungen verweigerte, arbeitete die Mutter von nun an ganztags, zunächst bei Hertie, dann bei einer Versicherung.
Die Famile lebte dennoch in ärmlichen Verhältnissen. Im Winter fehlte das Geld zum Beheizen der Wohnung, die Wasserleitungen froren zu und die Kinder wurden bei Verwandten untergebracht. 1965 wurde die Jugendfürsorge auf die schlimmen Zustände bei den Weidners aufmerksam und ordnete die Unterbringung der beiden ältesten Söhne bei Pflegeeltern bzw. in einem Heim für „schwer erziehbare“ Kinder an.
1967 teilte das Sozialamt der Familie Weidner eine Wohnung am Frankfurter Berg zu, im 8. Stock einer Hochhauses in der Julius-Brecht-Straße, im Zentrum eines über die Stadtgrenzen Frankfurts hinaus berüchtigten Ghettos, dessen Bewohner mehrheitlich von Kindergeld, Arbeitslosenhilfe und anderen Almosen des Sozialamtes lebten.
Auf den Fotos jener Jahre wirkt Stephan ein wenig zu dick, ungelenk, aber auch rotzig-frech. Er litt an schweren Asthma, wurde deshalb und wegen seiner Behäbigkeit von den anderen Jungen seiner Umgebung häufig gehänselt oder auch mal verprügelt. In der Schule galt er als jähzornig, agressiv, ein Störenfried mit miserablen Leistungen. Versuche, an einem Gymnasium und einer Realschule höhere Abschlüsse zu erzielen, scheiterte ansatzlos, und selbst auf der Hauptschule schaffte er es, gleich zweimal hintereinander, in der 7. und 8. Klasse, sitzen zu bleiben. Die Hochachtung galt beidseitig: Stephan haßte die Schule und die Lehrer aus vollem Herzen.
1976 nahm der Vater Stephan überraschend in seine Obhut. Selbst ein alter Rock`n`Roller, zeit seines Lebens ein gesellschaftlicher Außenseiter und Prügelknabe, bestärkte er in seinem Erziehungsstil Stephans Neigungen zu Gewaltexzessen und permanenter "Rebellion" gegen Vorschriften und Normierungen jeglicher Art. Mit elf Jahren hatte Stephan trotz seines Asthmas begonnen zu rauchen, mit 14 kiffte er zum ersten Mal mit seinen Freunden, meist etwas Ältere, mit denen er fast täglich im Park der nahegelegenen Taunusanlage herumlag und sich aus der Realität wegdröhnte... Ende 1977 nahm er dort zum ersten Mal LSD, ein achtstündiger Horrortrip, dessen abschreckende Wirkung jedoch nicht allzu lange anhielt.
1978 wird Stephan wieder einmal nicht versetzt und schließlich an eine Schule überwiesen, die sämtliche Problemfälle des Bezirks sammelte. "Begründung: Trotz Rücksprache der Klassenlehrerin mit Ihnen wird Stephans Verhalten in der Klasse immer untragbarer", teilt die Schulleitung dem Vater per Einschreiben mit. Stephan fühlt sich ungerecht behandelt, stürmt in die Schule, verprügelt den Physiklehrer, den er für die Nicht-Versetzung verantwortlich hält, zertrümmert das gesamte Inventar des Physikraums und versetzt dem aufgrund des Lärms herbeieilenden stellvertretenden Rektor gleich auch noch eine Ohrfeige...
Die Polizei bringt Stephan schließlich nach Hause, ein Jugendrichter verurteilt ihn später zu 145 Arbeitsstunden. Die Polizei klingelte häufig bei Weidners an, zumeist wegen Taten des Sohnes: Fahrraddiebstahl, Körperverletzungen u.ä. lauteten die Vorwürfe. Der Vater empfahl seinem Sohn, sich beim nächsten Mal gefälligst nicht erwischen zu lassen. Nach dem letzten Vorfall wollte keine hessische Schule mehr Stephan als Schüler aufnehmen. So zog der Vater mit ihm und seiner zweiten Frau Helga in ein Reihenhaus nach Hösbach bei Aschaffenburg. Das lag zwar nur eine gute Stunde von Frankfurt entfernt, gehörte aber schon zu Bayern.
Stephan sicherte sich auch dort schnell seinen Ruf als der härteste Schläger der Schule, indem er die bisherigen Leaders of the Pack verprügelte. Doch er zeigte sich auch in jeder anderen Weise krass. Seine Schulsachen trug er in einem Aktenkoffer bei sich, und statt in Jeans und T-Shirts wie die meisten seiner Mitschüler wandelte der Fünfzehnjährige in einem weißen Flanell-Anzug, Satinhemden und Brian-Conolly-Schlangenlederplateauschuhen über den Schulhof. Als man ihm im Sommer 1979 den Hauptschulabschluß verweigerte, explodierte er erneut und raste auf seinem frisierten Mofa durch die Schulflure. Ende einer Schullaufbahn...
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